The Making of...

…wobei also wieder mal bewiesen wäre: Bestellungen beim Universum sind kein Quatsch. Oder unesoterisch ausgedrückt: Wünschen wirkt wirklich, wenn Gedanken, Gefühle und Verhalten miteinander übereinstimmen. Sie müssen allerdings auch dementsprechend handeln.

Und manchmal hat es tatsächlich einen Sinn, wenn man jahrelang alles ausprobiert und vor allem SICH ausprobiert. Denn neben der Musik
habe ich mir einen Beruf ausgesucht - oder besser gesagt: er hat sich mich ausgesucht - in dem alles wichtig ist, was ich kann, bin und möchte.

Menschen. Musik. Stimme. Sprache. Gefühl. Schnelligkeit. Kreativ sein. Immer neu. Spontan. Lachen und begeistert sein dürfen. Humor. Aber auch Tiefgang. Interesse zeigen und haben. Denken. Nachfragen. Anderen helfen und etwas Gutes tun. Anziehen, was ich will – fürs Reden mit Robbie Williams und Tee trinken mit Til Schweiger bezahlt werden - und unter der Woche oder tagsüber auch mal frei :)))))).

Also entweder finden Sie mich jetzt schon nett, unterhaltsam, lustig, sympathisch – und mögen mein Temperament...

Oder aber Sie finden mich total schrecklich – „was die da redet und schreibt, die spinnt ja wohl, ziemlich frech die Frau und super selbstbewusst, also nee, so was wie die will ich nicht neben mir auf dem Beifahrersitz haben, also da muß ich doch gleich mal ne Mail schreiben und mich beschweren, was glaubt sie, wer sie ist…!”

Alles nichts Neues für mich. Deshalb ja auch „Gwenpower” – die Kraft,mit der Sie auch durch nicht so lustige Zeiten kommen, um es mal diplomatisch auszudrücken – ich konnte es leider nie allen Recht machen und deshalb habe ich mich irgendwann dafür entschieden, es niemandem mehr Recht machen zu wollen. So.

Außer dem Radiogott - und seine 10 Gebote waren meine „Bibel”. Aufgestellt von diversen Radio-Moses’s - allesamt „echte” Radiopersonalities, die also wissen, wie es geht…..

Moderation ist niemals nur ein Beruf, für die meisten ist es auch Berufung – und es ist wie alles „künstlerisch-kreative“, was am Ende soo easy aussieht: ein langer Weg mit viel Disziplin und Arbeit an sich selbst. Auch als Mensch, zumindest, wenn man den Job wirklich ernst nimmt und ihn so ausübt, wie er einmal „gedacht” war.

Allein, dass wir uns ständig selber zuhören müssen…….Himmel……aber in einem Kommunikationsberuf zu sein, kann fürs Privatleben äußerst hilfreich sein….

Fiktive Beziehungs-Moderation “Müll runtertragen” -

“Hallo Schatz, Du hörst unser Langzeitsbeziehungs-Programm”, guten Morgen, es ist jetzt 7.30 und Du hast noch drei Minuten, um den Müll runterzutragen. Danach gibt’s Frühstück und wenn Du Lust hast..(hier an der Stelle mit der Stimme etwas runter gehen und hauchen….)))):….

Alle Elemente eines sogenannten kurzen „3 EB’s – Three-Element-Breaks” sind enthalten und der Teaser als Abschluss auf das, was als nächstes kommt.

Sie hören welchen Sender Sie hören – die aktuelle Zeit – das, was jetzt im Moment getan wird/werden soll - Action – und den Teaser auf das, was als nächstes kommt – also die Belohnung fürs Dranbleiben!

Mein Credo war ja von jeher: sag es direkt, so wie es ist – oder sag es gar nicht - und es ist allemal besser als

„Du Schahatz, wir müssen mal reden, ne, ich sende Dir jetzt mal ne Ich-Botschaft und sage, wie ich mich fühle, wenn Du den Müll nicht rausbringst, dann kann ich mich nicht öffnen - nie wieder, nicht fürs Frühstück und für Sex schon gar nicht”!

Ein richtig guter Moderator wird man natürlich erst im Laufe der Jahre. Dann, wenn alle Anfängerfehler und Eitelkeiten hinter uns liegen und wir das Handwerk im Schlaf beherrschen. Und das Rotlicht halt n rotes Licht ist und kein Zeichen zur puren Selbstdarstellung ohne dass irgendjemand etwas davon hat.

Das einzige Ziel ist, die Moderation auf den Punkt umzusetzen und im Flow mit uns und der Sendung zu sein. Dann trennt sich die Spreu vom Weizen und dann entscheidet sich, wer mit seiner „Personality” die Herzen der Hörer berührt.

Und „Personality” ist nicht, on-air zu verkünden , dass ich Schuhgrösse 37 habe. Sondern wenn sich die Menschen anfangen von selber fragen, wie groß wohl meine Füsse sind.

Dazu ist ein eigenes Herz, ein eigener Kopf und die Fähigkeiten zum selbständigen Denken durchaus stellenweise hilfreich….naja …beim falschen Programmchef kann der Schuss allerdings auch mal nach hinten losgehen.

Ich liebe das Radio. Ich liebe es, richtig gutes, „echtes” Radio zu machen. Die Musik. Wenn ich mal von den Songs absehe, die mehr Produzenten als Noten haben und musikalisches Elend hörbar machen.

Ich weiß, dass es eine Gnade ist, Geld dafür zu bekommen, was ich gerne tue. Und ganz ehrlich: wo krieg ich schon Geld fürs Sprechen, auch wenn Sie mich ausschalten?

Ich liebe die Schnelligkeit. Fürs Radiomachen darfste keine lahme Schnecke sein. Gut, wir sind nicht so schnell wie das Internet aber immerhin immer schneller als das TV - bis die da mit ihrem Team die erste Lampe aufgestellt haben, hab ich die Meldung doch schon 3x verkündet :)- und es ist viel schwerer. Denn wir haben ja nur uns und unsere Stimme, um Ihnen die Bilder zu den Meldungen zu liefern, die Sie dann beim Bügeln nebenbei oder bei 180kmh auf der Autobahn zwischendurch hören.

Es ist das Eine zu sagen: in Haiti hat ein Erdbeben ganz Strassenzüge dem Erdboden gleichgemacht und es gibt knapp 170.000 Tote - aber wenn Sie dazu abends in der Tagessschau dann die Bilder sehen, bekommt das Ganze eine andere Dimension – und wir wollen diese Dimension schon vorher. Denn Sie sollen ja nicht uninformiert durch den Tag traben.

Radiomachen ist on-air zwar mittlerweile meistens ein Alleingang, aber hinten dran steht oft eine ganze Armee an „Mit-Arbeitern” - die Mädels vom Hörertelefon zum Beispiel, die den härtesten Job von allen haben. Hörer-Erstkontakt. Bitte nicht falsch verstehen: wir mögen unsere Hörer, für Sie machen wir das ja….ABER………

...wer schon mal einen wütenden Hörer am Ohr gehabt hat, der sich zum 100. Mal beschwert, dass sein Wunschsong noch nicht gelaufen ist, der weiss wovon ich rede. Manchmal sind Mädels am Hörertelefon so verzweifelt, dass wir Moderatoren als krisengeschultes Fachpersonal ran müssen...

„Ja, ich weiß, dass Sie sich schon 5x „Funkelperlenaugen“ von Pur gewünscht haben“, „nein, ich kann nichts dafür, weil ich nämlich keinen Einfluss aufs Musikprogramm habe, ich DARF keine Titel austauschen, das kostet mich sonst meinen Job”, „nein, so können Sie das jetzt nicht sehen, wir planen eben auch ein paar Tage im Voraus“, „ja, das macht der Musikredakteur“, „nein, der ist schon weg. Wir haben auch nur noch einen, die anderen sind alle wegrationalisiert.“

“verstehe…aber ich kann auch nichts dran ändern, dass “Big in Japan” allein heute schon öfter gelaufen ist, als Sie das in den 80ern jemals gehört haben….”

So und so ähnlich kann ein Gespräch verlaufen - es gibt aber auch Hörer, die sich einfach nur bedanken wollen für die schöne Musik oder für einen Preis, den sie gewonnen haben.

In meiner Sendung „Viba-Flirtline” auf Antenne Thüringen hatte ich ja den direktesten Draht zu meinen Hörern, als Kupplerin und Vertraute, Liebeswunsch-Erfüllerin und manchmal auch einfach nur als Mensch, der zuhört.

Da ich weiß, wie sich ein Langzeit-Single-Leben trotz tollen Freunden, erfülltem Beruf und lieber Familie manchmal auch anfühlen kann, hab ich mich mit jedem meiner Hochzeits-Langzeit-Affären-Paare von Herzen mitgefreut, wenn sie sich durch meine Radiosendung gefunden haben.

Es macht einfach Spaß, Menschen zu erreichen, Ihnen einen schönen Tag zu bereiten, sie gut zu unterhalten und einfach “glücklich” zu machen. Oder zumindest zu ihrem täglichen “Wohlfühl-Lebensgefühl” einen kleinen Beitrag zu leisten. Geschichten zu erzählen - selbst Wetter und Verkehrsmeldungen können einen hohen Unterhaltungswert haben - und manche sind direkte ModerationsGeschenke des Radiogotts…die uns allen eine grosse Freude bereiten…

“ Achtung - Autofahrer, auf der A 45 steht ein LKW am Berg auf der linken Spur - der Fahrer des Wagens ist eingeschlafen - bitte hupen Sie laut, wenn Sie an ihm vorbeifahren” - oder das entlaufende Reh auf der A 61.…Richtung Süden….und abends war Bambi-Verleihung….ach ja, herrlich.

Und wie alle Radiomenschen könnte ich jetzt hundert Jahre weiterschreiben, über das, was diesen Job so besonders macht. Wenn wir erstmal reden….dann kann uns so schnell niemand stoppen….auch wenn wir durch die Bank ne grosse Klappe haben, schlagfertig sind und immer ganz vorn dabei: auch Radiomoderatoren haben eine sensible Seite und sind meistens Perfektionisten in allen Bereichen. Auch wenn sie für ne gute Pointe auch schon mal die Oma verkaufen und Sie uns HASSEN weil wir über das Intro „Ihres Songs“ drüberquatschen...

Und wenn ich jetzt anfangen würde, über Musik, Gesang, den richtigen Song zur richtigen Zeit und RocknRoll zu philosophieren….hm….dann bräuchten wir ein neues Internet, weil kein Server dieser Erde diese Datenmasse abbilden könnte :)))

Ich möchte an dieser Stelle allen Kollgen und Weggefährten danken - allen, die mich gefordert, gefördert und vor allem herausgefordert haben.

Meinen hr3-Radiokollegen, mit denen ich nächtelang bei den legendären Disco-Parties auf Hessens Bühnen das Land gerockt habe – Mathias Münch, Jürgen Rasper, Frank Seidel und Marcus Rudolph und meine LieblingsOssis von Antenne Thüringen – you guys rock und habt alle einen Platz in meinem Herzen.

Meine Ex-Chefs. Die mir den Platz und den Raum für meine Entwicklung gaben, die Moderatorin zu werden, die in mir “wohnt” und dies im Sinne des Radiogottes programm-dienlich auch umzusetzen.

Ausdrücklich namentlich erwähnt danke ich der Firma Viba, die das leckerste Nougat der Welt herstellt, schön, daß es die Nougatstangen jetzt auch am Frankfurter Hauptbahnhof gibt:) – für s Vertrauen, den kreativen Freiraum und dafür, dass ich „im Namen der Liebe und der Nougatstange“ für Euch so eine schöne Sendung machen durfte.

Natürlich auch meiner Familie und meinen Freunden für - „Liebe, Zeit und Geduld - und natürlich dem Radiogott, der IMMER auf meiner Seite ist…………………….!

Den Radiopreis, den ich 2007 erhalten habe, widme ich Euch - und all den Hörern und Interviewpartnern , die mich seit Jahren auf meinem Weg begleiten.

Danke für alles und wir hören uns,

Gwen